Was passiert, wenn man nicht mit der Technologie beginnt, sondern mit der Frage: Was brauchen wir wirklich? – Die Antwort darauf liefert ein Format, das in mehreren Regionen Baden-Württembergs bereits seine Wirkung entfaltet hat: die KI-Challenge der KI-Allianz Baden-Württemberg.
Ein Blick hinter die Kulissen.
Bedarfe ermitteln statt Technologien sammeln
Wer über Künstliche Intelligenz spricht, landet schnell bei Technologien, Tools oder Plattformen. Doch eine der entscheidendsten Fragen wird dabei oft übersehen: Welches Problem soll KI eigentlich lösen? Genau hier setzt die KI-Challenge der KI-Allianz Baden-Württemberg an – mit einem Perspektivwechsel, der Bedarfe an den Anfang stellt, sie bündelt und daraus systematisch greifbare Projektideen entwickelt.
Ob in Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, im Ostalbkreis oder in Neckar-Alb: Überall dort, wo die KI-Challenge bereits durchgeführt wurde, zeigt sich die Kraft dieses Ansatzes. Es geht nicht um Technologie um der Technologie willen – sondern um Wirkung durch Klarheit, Struktur und gezielten Austausch.
Viele KI-Entwicklungen schaffen nicht den Sprung in die nachhaltige und wirtschaftliche Nutzung, da der Bedarf, das Geschäftsmodell und die Projektziele zu Beginn nicht geklärt wurden. Dies wollen wir mit dem Format der moderierten, interdisziplinären KI-Challenges ändern.
Dr.-Ing. Thomas Usländer, Business Developer KI-Engineering und KI-Challenge Projektleiter, Fraunhofer IOSB
Was ist die KI-Challenge?
Die KI-Challenge ist ein mehrstufiges Format, das Organisationen – Unternehmen, Institutionen, Forschungseinrichtungen, Kommunen, Verwaltung oder auch Start-Ups – zusammenbringt, um konkrete Anwendungsfelder für Künstliche Intelligenz zu identifizieren.
Das Besondere: Der Einstieg erfolgt über reale Herausforderungen der Teilnehmer:innen. In einem begleiteten Prozess entstehen daraus fokussierte Themenfelder, Projektansätze und erste Roadmaps für eine mögliche Umsetzung – praxisnah, strukturiert und abgestimmt auf die jeweiligen regionalen Kontexte.
Die methodische Basis liefert dabei u. a. das KI-Engineering des Fraunhofer IOSB mit dem etablierten Ansatz PAISE®, der gezielt hilft, aus Ideen tragfähige Konzepte zu entwickeln. Die Durchführung erfolgt in enger Zusammenarbeit des Fraunhofer IOSB mit dem Team der KI-Allianz und ihren regionalen Community Manager:innen.
Methodisch KI-Anwendungsbereiche ermitteln und Potenziale für neue Geschäftsmodelle erschließen.
- Expert:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zusammenbringen, um Themen für regionale KI-Anwendungen zu definieren
- Gemeinsam Einsatzmöglichkeiten von KI-Technologien für interdisziplinäre Schwerpunktthemen diskutieren
- Systematisch mit bewährten KI-Engineering-Methoden Projekt-Roadmaps definieren und neue Geschäftsmodelle aufzeigen
- Ein regionales KI-Ökosystem aufbauen unter Einbezug der KI-Datenplattform
So funktioniert das Format
Die KI-Challenge ist kein Wettbewerb, sondern ein moderierter Prozess mit klarem Ziel: Aus einem ersten Bedarf soll eine konkrete Umsetzungsoption entstehen.
Das Format ist in mehrere Phasen gegliedert:
- Auftaktworkshop: Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunen und Zivilgesellschaft treffen aufeinander, um konkrete Herausforderungen zu diskutieren und zu bewerten.
- Themenbildung & Matching: Durch strukturierte Diskussionen und Methoden aus dem KI-Engineering entstehen priorisierte Themenstränge.
- Projekt-Roadmapping: Ausgewählte Bedarfe werden gemeinsam weiterentwickelt – bis hin zur Beschreibung eines möglichen KI-Vorhabens in Form von Projektsteckbriefen.
Fünf Regionen, sechs Themen – Einblicke in die KI-Challenges
So unterschiedlich die Regionen sind, so abwechslungsreich waren auch die KI-Challenges. Von Nachhaltigkeit, über Produktion bis hin zur Optimierung von Veranstaltungen mit KI und dem Thema Stadtentwicklung ist alles dabei.
- Stuttgart – Green AI: Leben im Klimawandel
Im Fokus der Challenge in der Region Stuttgart stand die Frage, wie Künstliche Intelligenz dazu beitragen kann, den Auswirkungen des Klimawandels aktiv zu begegnen. In der interdisziplinären Diskussion wurden datenbasierte Ansätze identifiziert, die Städte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen dabei unterstützen können, resilienter und nachhaltiger zu handeln – beispielsweise durch intelligente Umweltanalysen, Prognosemodelle oder smarte Energieplanung.
- Karlsruhe – Smart Eco-Events
In Ettlingen wurde ein konkreter Anwendungsfall diskutiert: die ökonomische und organisatorische Optimierung von Veranstaltungen mithilfe von KI. Gemeinsam mit Expert:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft wurde ein Projektansatz entwickelt, der es ermöglichen soll, Veranstaltungen nachhaltiger, effizienter und datenbasiert zu planen. Dabei standen Zielgrößen der Nachhaltigkeit mit den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales (z.B. Inklusion) im Zentrum.
- Freiburg – Smarte Ressourcennutzung in Produktion & Stadtentwicklung
Die Challenge in der Region Freiburg griff Themen rund um die Nutzung von KI in Produktionsprozessen sowie der Stadtentwicklung auf. Es ging um nachhaltige Ressourcenplanung, vorausschauende Instandhaltung und die intelligente Nutzung bestehender Infrastrukturen. Besonders im Fokus: der Wissenstransfer zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen sowie die Frage, wie Daten verantwortungsvoll genutzt werden können.
- Ostalbkreis – KI in regionaler Wertschöpfung
Im Ostalbkreis lag der Schwerpunkt auf der Frage, wie regionale Unternehmen mit hilfe von KI neue Potenziale erschließen können – etwa in der Logistik, der Qualitätssicherung oder im Umgang mit Fachkräftemangel. Die Challenge brachte dafür unterschiedlichste Akteure an einen Tisch, um konkrete Schnittstellen zwischen Bedarf und technologischer Machbarkeit zu definieren.
- Neckar-Alb – KI in der Textilindustrie
In der Region Neckar-Alb werden am 24.11. im Rahmen der KI-Challenge die Bedarfe der regional stark verankerten Textil- und Bekleidungsbranche in den Mittelpunkt gestellt. Diskutiert werden u. a. Anwendungsmöglichkeiten in der Produktionssteuerung, der Qualitätsprüfung oder in datengetriebenen Nachhaltigkeitsstrategien.
- Karlsruhe – KI in der Bauwirtschaft
Am 8. Dezember 2025 steht im Fraunhofer IOSB Karlsruhe die Bauwirtschaft im Fokus. Im Rahmen der KI-Challenge wird diskutiert, wie Künstliche Intelligenz zu mehr Effizienz, Nachhaltigkeit und Fachkräfteentlastung beitragen kann – etwa durch digitale Assistenzsysteme, KI-gestützte Bauablaufplanung oder Kreislaufwirtschaft in der Materialverwertung. Die Teilnehmenden erarbeiten gemeinsam praxisnahe Projektideen und wenden KI-Engineering-Methoden direkt an.
Warum die KI-Challenge wirkt
Der größte Mehrwert der KI-Challenge liegt in ihrer Struktur – und zugleich in ihrer Offenheit. Teilnehmende gewinnen Klarheit über eigene Bedarfe, entdecken neue Perspektiven durch den interdisziplinären Austausch und erhalten methodische Unterstützung, um den nächsten Schritt zu gehen.
Wir starten nicht bei der Lösung, sondern beim Bedarf. Die KI-Challenge bringt die richtigen Akteure zusammen – und schafft so die Grundlage für sinnvolle, umsetzbare Projekte.
Sandra Rohner, KI-Allianz Baden-Württemberg
Viele der durch die KI-Challenge angestoßenen Projekte gehen in die nächste Phase – ob in Kooperationsvorhaben, Pilot-Anwendungen oder als Grundlage für Förderprojekte. Und selbst dort, wo keine sofortige Umsetzung erfolgt, bleibt der Erkenntnisgewinn: Was ist möglich – und was braucht es dafür?
Fazit: Bedarfe erkennen, Wissen vernetzen, Wirkung entfalten
Die KI-Challenge ist kein einmaliges Event – sie ist ein Wegweiser. Für Organisationen, die sich mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzen wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Für Netzwerke, die Wirkung erzeugen wollen. Und für Regionen, die zeigen möchten, wie Transformation konkret aussehen kann.
Weitere Informationen, Termine und Teilnahmeoptionen finden Sie unter: www.ki-allianz.de/ki-challenge
Impressionen bisheriger Auftaktveranstaltungen und Workshops
Bildquellen und Fotocredits:
KI-Challenge Karlsruhe: Rabea Strauch, KI-Challenge Ostalbkreis: Corner Designstudio | Justin Wild, KI-Challenge Stuttgart: wird nachgereicht, KI-Challenge Freiburg: Patrick Seeger (Stadt Freiburg)